Im Jahr 2014 wurden von der Hochschulgruppe Engineers without Borders zwei Hilfsprojekte in Portau- Prince (Haiti) und Kammengo (Uganda) durchgeführt. Ziel war es jeweils, zwei Schulgebäude mit autarken Wasseraufbereitungs- und Speichersystemen auszurüsten. Ein IWAO Mitglied war bei beiden Projekten vor Ort tätig und unterstützte die EWB mit Knowhow und Engineering. Die Stadtwerke Karlsruhe stellten die wissenschaftliche Infrastruktur in Form des Heinrich-Sontheimer- Laboratoriums (HSL) am Wasserwerk Durlacher Wald zur Verfügung. Die Engineers without Borders sind eine interdisziplinäre, projektorientierte Hochschulgruppe am Karlsruhe Institut für Technologie. Die Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich, unentgeltlich und tragen ihre persönlichen Auslagen (Reisekosten, Impfungen etc.) selbst. Die Projekte werden über Fundraising finanziert. Nachfolgender Bericht soll die gewonnenen Erfahrungswerte dokumentieren und für Folgeprojekte nutzbar machen.
Ziel des Projektes ist es, auf Basis des bekannten Wissens zur Wasserbehandlung (in Deutschland verfügen wir über alle erdenklichen Methoden, die auf einer Energie-versorgten Entkeimung von Wasser aufbauen können) einen bisher weltweit noch nicht vorhandenen Notfall-Wasserkoffer für eine Erstversorgung von 3 Tagen zu entwickeln, mit dem ohne Vorbildung der Nutzer extern stromlos (ggf. lediglich photovoltaisch energieversorgt) Oberflächenwasser wartungsarm zu hygienisch unbedenklichem Wasser für ca. 20 Personen aufbereitet werden kann. Der Notfallkoffer (bzw. viele) soll auf dem Luftweg in betroffene Gebiete gebracht werden und mit einem Fallschirm abgeworfen werden können.
Vorgehensweise / Projektinhalt
Zwar ist bekannt, wie man Oberflächenwasser technisch und hygienisch einwandfrei zu Trinkwasser bspw. nach TW-Verordnung in Wasseraufbereitungsanlagen im Großen wie auch für kleinere Container-Wasseraufbereitungsanlagen für bspw. Soldaten der Bundeswehr oder eben Katastrophenfällen aufbereiten kann, jedoch fehlen angepasste Systemkomponenten, die in einem Koffer mit maximal 0,3 m³ Rauminhalt verstaut werden können. Ein solcher Koffer sollte alles enthalten, um ein hygienisch unbedenkliches Wasser in einer Erstversorgung herzustellen. Für die Aufbereitung des Oberflächenwassers werden bekannte Verfahren (wahrscheinlich 4-stufige Filtration plus konservierende bakteriostatische Oberflächen plus OH-Radikale abspaltende Oberflächen usw.) durch neue Materialien bzw. neue Systemkombinationen von Materialien zum Einsatz kommen. Dabei wird in besonderem Maße darauf geachtet, dass die Anlagenelemente nach der Aufbereitung (Rohrleitungen, Zapfanlagen, Wasserbehälter, Trinkwasserbecher) nicht wieder verkeimen (z.B. retrograd von den zur Umgebung offenen Zapfstellen oder über die Wassergefäße).
Quellen
- WHO, Unicef, 2006 WHO & UNICEF, Meeting the MDG Drinking Water and Sanitation Target: The Urban and Rural Challenge of the Decade. www.wssinfo.org/pdf/JMP_06.pdf. ISBN 978 92 4 156325 3, 08/2007 (letzter Zugriff 2012)
- ZEIT ONLINE, 28.04.2015 www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-04/staatstrauer-nepal-erdbeben (letzter Zugriff 28.04.2015)